Der Säntis

Seealpsee

Nach einer längeren Durststrecke hier auf dem Blog kommt nun mal wieder eine kleine Abenteuergeschichte, wie vier junge Maschinenbau-Studenten dachten sie könnten Ende Mai mal soeben den Säntis (2501m ü.M.) von Wasserauen (868m ü.M.) besteigen. Aber jetzt mal von Anfang an:

Der Säntis: Der größte Berg in der Bodenseeregion. Auch wenn man von Friedrichshafen ca. 90min mit dem Auto zur Talstation fährt, ist der Säntis markant für das Alpenpanorama von Friedrichshafen aus gesehen. Somit ist er auch Ziel vieler Urlauber in der Region, die mit der Bodenseekarte auch die relativ teure Seilbahnfahrt hinauf sparen und bei guten Wetter oben angekommen mit einem unglaublichen Panorama belohnt werden.

Natürlich ist die Seilbahn hinauf sehr angenehm und weniger anstrengend, aber zu Fuß dort hoch- ja, das ist die Herausforderung, der wir uns stellen wollten.

Nach kurzer Planung und dem Checken von verschiedenen Wetterprognosen und Webcams machten drei Kommilitonen und ich uns dann Samstag früh auf nach Wasserauen, um die Besteigung des Säntis zu wagen.
Um acht Uhr angekommen, wurden wir von herrlichen Wetter empfangen und mit völliger Euphorie ging es zur ersten Etappe bis zum Seealpsee auf 1141m ü.M.
Dieser Abschnitt wird sehr stark von einer sehr steilen, asphaltierten Straße beherrscht und spätestens da wussten wir dann auch worauf wir uns eingelassen haben…
Oben angekommen, wurden wir aber wiederum mit einem herrlichen Panorama belohnt und hatten bis zum nächsten Aufstieg Richtung „Berggasthof Mesmer“ auch eine kleine Verschnaufpause bei relativ ebenerdigen Weg.

Berggasthof Seealpsee
Berggasthof Seealpsee
Seealpsee
Seealpsee
Seealpsee (Säntisspitze rechts)
Seealpsee (Säntisspitze rechts)

Der Aufstieg zum Berggasthof entwickelte sich dann im Vergleich zur ersten Teiletappe einfacher, aber nicht weniger anstrengend. Begleitet wurden wir auf diesem Teilstück von einem Bach und einem Steinbock, der mal so eben den Berg in ein paar Sprüngen erklomm.

Weg hinauf zum Berggasthof Messmer

Weg hinauf zum Berggasthof Messmer

Blick auf den Seealpsee im Tal
Blick auf den Seealpsee im Tal
Unsere Wandertruppe
Unsere Wandertruppe

Nach gut drei Stunden erreichten wir dann auch den Berggasthof (1613m ü.M.) und legte dort die erste größere Pause ein- auch um unseren weiteren Weg in der Gruppe auszudiskutieren.
Hinter dem Berggasthof überraschte uns nämlich doch die etwas größere Menge an immer noch vorhanden Schnee und wir hatten drei Routen zur Auswahl. Nach kurzer Internetrecherche (man mag es kaum glauben, aber man hat in den schweizer Bergen relativ guten Internetempfang) und abwägen der Pro und Cons, entschieden wir uns dann für den Weg hinauf auf die s.g. Agateplatte. Danach sollte es von dort irgendwie dann über den Kamm Richtung Säntis weiter gehen.
Der Weg dorthin entwickelte sich dann schon kritischer, da wir nun auf der schattigen Seite des Gebirges unterwegs waren und ein paar Schneefelder durchqueren mussten. Aber auch hier nahmen wir uns immer genug Zeit, um die möglichen Wege zu besprechen und jegliches Risiko gering zu halten.
Am letzten Stück des Aufstieges zur Agateplatte (1896m ü.M.) empfangen uns dann im Fels geschlagene Drahtseile, an denen man sich dann über mehrere Serpentinen hinauf auf den Kam entlang hangelte.

Drahtseilweg zur Agateplatte
Drahtseilweg zur Agateplatte
Ankunft Agateplatte
Ankunft Agateplatte

Oben angekommen erwartete uns wiederum ein neues Panorama und eine weitere Pause inkl. Gruppenbesprechung wurde eingelegt. Großes Problem: Auf der Beschilderung stand nichts mehr vom Säntis…

Erste Zweifel kamen auf und wir waren uns nicht mehr sicher, ob wir den Aufstieg noch schaffen würden.
Bis dahin waren wir 5 Stunden und 20km unterwegs gewesen und schon über 1000 Höhenmeter waren geschafft. Nur oben lag nun die Wahl zwischen Abstieg zur Meglisalp oder zurück zum Berggasthof Mesmer. Es gab keinen erwarteten Weg auf dem Kam zum Säntis.
Nach einem kurzen Gespräch mit einem anderen Wanderer wurde klar, dass wir für den Weg zum Säntis ein Teilstück wieder runter müssten, um dann wieder rauf zu steigen.
Also ging es leicht enttäuscht runter Richtung Meglisalp und wie besprochen, kamen wir zur Wegabzweigung mit Säntis als Ziel.
Auf dem Weg dorthin hatten wir schon besprochen, was wir machen würden, falls wir wirklich an diesen Punkt kommen würden. Und uns war klar, dass wir es dann doch nochmal so weit wie möglich probieren würden und das taten wir dann auch.

Während des gesamten weiteren Verlaufs nach der Agateplatte hörten und sahen wir ständig Rettungshubschrauber landen und im gegenüberliegenden Gebirge hin und herfliegen, dachten uns aber nichts weiter dabei.

Panorama von der Agateplatte mit Meglisalp im Tal
Panorama von der Agateplatte mit Meglisalp im Tal

Der weitere Weg nach der letzten Abzweigung zeigte sich dann erstmal wieder relativ entspannt: Die Steigung war nicht zu steil wie zur Agateplatte. Jedoch häuften wir sich, so ca. ab 2000m ü.M. die zu querenden Schneefelder, welche immer sehr anstrengend waren und mit dem Weg immer größer wurden.

Auf 2075m ü.M. erreichten wir dann die „Schutzhütte Wagenlücke“ und das Ziel lag so gut wie vor unseren Augen. Nur die Sache war: Zwischen der Hütte und dem Säntis gab es sozusagen nur noch ein einziges Schneefeld. Kaum kleine „Geröllinseln“ zum Verschnaufen und den finalen Anstieg hinauf auf die Spitze konnten wir nur erahnen.
Trotzdem packte uns natürlich der Ehrgeiz schon soweit gekommen zu sein und nun nach dem kleinen Rückschlag doch so nah am Ziel zu sein und wir versuchten es weiter.

Oberhalb der Schutzhütte Wagenlücke
Oberhalb der Schutzhütte Wagenlücke

Nach einer guten halben Stunde standen wir mitten in einem dieser großen Schneefelder und die Stimmung kippte mit jedem weiteren Schritt und wir überlegten uns, ob wir es wirklich noch schaffen würden.
Genau zu diesem Zeitpunkt kam ein anderer Wander mit Spikes ausgerüstet uns entgegen und wir fragten, wie denn der finale Aufstieg aussehen würde und dieser meinte nur, dass heute schon jemand abgestürzt sein soll und wir lieber zurückkehren sollten.

Säntisspitze
Säntisspitze

Damit fiel schlagartig unser Ehrgeiz und die Vernunft kehrte in uns zurück und nach einem kurzen „sacken lassen“ gingen wir zurück zur Schutzhütte, um dort unsere Schuhe und Socken trocken zu legen und den Abstieg zur Meglisalp anzutreten. Nun ergaben auch die kreisenden Hubschrauber für uns Sinn…

Auch wenn wir damit unser Ziel knapp verfehlten (beim Abbruch waren wir dann auf ca. 2200m ü.M.), waren wir trotzdem nicht enttäuscht o.ä., sondern einfach nur froh die Zeit dort oben genießen zu dürfen und stolz darauf wie weit wir doch gekommen sind.

Der Weg hinunter zum Berggasthof Meglisalp (1513m ü.M.) ging dann relativ fix und wir gönnten uns dort ein alkoholfreies Bier aus der Appenzeller-Region.

Von der Meglisalp folgten dann noch weitere zwei Stunden hinunter bis nach Wasserauen. Der Abstieg hinunter zum Seealpsee auf der südlichen Bergwand entwickelte sich dabei nochmal als kleines Abenteuer, da uns hier nochmals Drahtseile im Fels erwarteten und wir über die vielen Familien mit ihren kleinen Kindern wunderte, die doch diese relativ anspruchsvolle Bergtour begangen.

Panorama mit Meglisalp
Panorama mit Meglisalp
Panorama auf den Seealpsee von der Meglisalp aus
Panorama auf den Seealpsee von der Meglisalp aus

Der Abstieg gelang uns aber nichtsdestotrotz relativ gut und so ging es über die asphaltierte Straße vom Anfang mit schmerzenden Knien und Füßen zurück zum Auto.

Über die gesamte Strecken legten wir dabei 35 Kilometer in 9 Stunden zurück und haben dabei über 2600 Höhenmeter überwunden.

Der Versuch den Säntis zu besteigen wird sicher nicht der letzte gewesen sein und wir werden in ein bis zwei Monaten sicher nochmals probieren- in der Hoffnung auf weniger Schnee dort oben.

Tobias Hänsel
Meine Name ist Tobias Hänsel und ich studiere Maschinenbau an der Dualen Hochschule in Friedrichshafen am Bodensee. Geboren und aufgewachsen in Berlin verschlägt es mich immer öfter raus aus der Hauptstadt um immer ein bisschen mehr von unserer schönen Welt zu sehen!

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